Die im Jahr 2020 ins Leben gerufene OnlineTagung zur Interaktion in DaFZ ist in die zweite Runde gegangen. Hierbei
wurden bewährte Formate übernommen und um einige neue Elemente ergänzt. Auch dieses Mal umfasste die
Veranstaltung eine asynchrone Phase, in der die Tagungsbeiträge vorab als Screencasts über die digitale Plattform
ILIAS gesichtet und in Foren kommentiert werden konnten, und eine synchrone Diskussionsphase per Videokonferenz. 

Um den asynchronen Teil einzuläuten, fand am 22. Oktober 2021 eine Auftaktveranstaltung mit einem einführenden
Vortrag statt, in dem Kathrin Siebold (Marburg) und Karin Aguado (Kassel) die Breite des Spektrums methodischer
Ansätze zur Erforschung interaktionaler Prozesse im DaFZUnterricht skizzierten und die Herausforderungen
thematisierten, die diese Vielfalt r methodologische Überlegungen und Entscheidungen in der empirischen
Interaktionsforschung mit sich bringt. 

In ihrem anschließenden Plenarvortrag widmete sich Karen Schramm (Wien) der Untersuchung des mentalen
Handelns bei interaktiven Lernprozessen mit Hilfe des Videobasierten Lauten Erinnerns. Nach der Skizzierung des
Begriffs und der Darstellung der Chancen und Grenzen dieser Erhebungsmethode veranschaulichte sie anhand von
Datenbeispielen den triangulativen Mehrwert, den das Videobasierte Laute Erinnern für den Erkenntnisgewinn in
Bezug auf DaFZLernszenarien bietet. 

Im Anschluss eröffnete Florian Thaller mit einer kurzen Einführung in die Nutzung der Plattform ILIAS den asynchronen
Teil der Tagung.

Die Haupttagung startete am 5. November 2021 mit dem Plenarvortrag von Susanne Günthner (Münster). Im Zentrum
dieses Beitrags stand die Verbindung von Methoden der Interaktionalen Linguistik mit Fragen, die für verschiedene
DaFZAnwendungsbereiche von Bedeutung sind. Anhand einer Analyse von Eröffnungen und Beendigungen
universitärer Sprechstundengespräche zeigte Susanne Günthner hochschulspezifische Interaktionsmuster auf, die für
den Spracherwerb bildungsausländischer Studierender von besonderer Relevanz sind. Darüber hinaus
veranschaulichte sie anhand der „Plattform gesprochenes Deutsch“, wie die Analyse von gesprochenem Deutsch
unmittelbar für den DaFZUnterricht zum Einsatz gebracht werden kann.

Auch die folgenden Beiträge standen im Zeichen konversationsanalytischer Herangehensweisen. Maxi Kupetz
(Halle/Hannover) zeigte, wie interaktive Semantisierung multimodal erfasst werden kann. Lesya Skintey (Koblenz)
lieferte einen Einblick in den bisher vorwiegend im englischsprachigen Raum praktizierten CA-SLA-Ansatz; Madeleine
Domenech (Berlin) und Ann-Christin Leßmann (Bielefeld) schlossen den ersten Konferenztag mit der Vorstellung der
von ihnen praktizierten Methodenkombination aus Gesprächsanalyse und Schreibdidaktikforschung.

Der zweite Tag (6. November 2021) begann mit einem Einblick in ausgewählte Interaktionen im Online-Unterricht.
Dietmar Rösler (Gießen) und Tamara Zeyer (Gießen/Kassel) illustrierten, wie stark sich die Perspektiven der einzelnen
Beteiligten unterscheiden können und diskutierten darauf basierend Konsequenzen für die Untersuchung
internetvermittelter Unterrichtskommunikation. Im Mittelpunkt des Beitrags von Olga Czyzak (Kashiwa, Japan) stand
die Interaktion von Lernenden in Gruppenarbeitsphasen und die Nutzung Videobasierten Lauten Erinnerns als Zugang
zu nicht-beobachtbaren Handlungen. Nach einer kurzen Pause ergründete Lisa Mauritz (Bielefeld) die Möglichkeiten
von Gruppendiskussionen als Zugang zur Untersuchung langfristiger Einflüsse von Begegnungsprojekten auf die
Identitätsbildung, Melanie Brinkschulte (Göttingen) und Swetlana Meißner (Göttingen) diskutierten die
Einsatzmöglichkeiten von Forschungsergebnissen in Form von Netzdiagrammen für die Praxis der Sprachlernberatung. 

Den inhaltlichen Abschluss der Tagung bildete der Plenarvortrag von Juliane House (Hamburg) zum Ansatz der Cross-
Cultural Pragmatics. Die Vortragende zeigte auf, wie die Analyse verschiedensprachiger Korpora mittels qualitativer
und quantitativer Auswertungsmethoden dazu genutzt werden kann, unterschiedliche linguistisch-pragmatische
Praktiken in unterschiedlichen Kulturen zu erarbeiten.

Den letzten Programmpunkt bildete der Launch der neu gegründeten Zeitschrift für Interaktionsforschung in DaFZ.
Simon Falk (Marburg) und Olga Czyzak (Kashiwa, Japan) stellten die erste Ausgabe der Open AccessZeitschrift mit
Beiträgen von der letztjährigen Interaktionstagung vor und luden zum Lesen unter
www.ziaf.org ein.

Zusammenfassend betrachtet war auch diese zweite digitale Tagung zum Thema „Interaktionsforschung in DaFZ“ ein
Erfolg. Trotz des sehr spezifischen Fokus auf methodischmethodologische Überlegungen fand die Tagung mit über
100 Teilnehmenden aus der ganzen Welt großen Anklang, und es wurden wichtige Fragen zur Erforschung
interaktionaler Lernprozesse diskutiert und zahlreiche Impulse für weiterführende Projekte gegeben.

Organisationsteam

Prof. Dr. Kathrin Siebold, Dr. Simon Falk, Florian Thaller M.A. (Philipps-Universität Marburg)

Prof. Dr. Karin Aguado (Universität Kassel)

Olga Czyzak M.A. (Reitaku Universität, Japan)